Wochenplan

Wie ist das Leben auf Allure? Anhand einer fiktiven Woche. Wir beschreiben was wir da so jeden Tag machen. Vielleicht etwas detailliert? zu detailliert? aber

Wie sieht denn nun das Leben als Blauwasserfahrer so aus. Was machen die den ganzen lieben langen Tag. Wir beschreiben hier eine ganz normale Woche, ohne überfahrt ohne Ausflüge. Einfach so mal anhand einer fiktiven Woche wie wir leben.

Um 8 beim Frühstück plaudern wir noch über den gestrigen Ausflug. Warum eigentlich die Ausflüge immer am Sonntag? Gewohnheit noch von früher? Hier können wir es ja machen, hier hat es so wenige Leute, dass wir auch an einem Sonntag beim Ausflug alleine sind. Schön ist es gewesen. Wir schwelgen noch in Gedanken, da wirft Frau Skipper die Frage auf, kann ich heute Waschen? Ich lasse gerade das letzte Stück Brot in meinem Rachen verschwinden. „Wart mal, mal schauen wie das so mit dem Strom steht. Noch 12.3 V. Sorry Schatz etwas später wenn wir wieder Sonne haben. Und Du der Wassertank ist auch fast leer. Lass mich zuerst Wasser holen.“ Ja ja so ist das halt auf dem Schiff. Strom und Wasser die fehlen immer. Also Dinghi runter, 2 Kanister geschnappt, Kaffee noch austrinken und Wasser holen.

Am Steg kann man nicht anlegen. Es ist ein Touristenschiff angekommen und so muss ich im hinteren Teil der Bucht Wasser bunkern. Das hat den Vorteil, dass man sitzen kann beim Wasser füllen, aber dafür wird die Fahrt einiges länger. Dumm dass wir den einen Wasserkanister verloren haben. Jetzt können wir nur 40 Liter auf einmal holen. Und jede Fahrt dauert mit Wasser füllen 20 Minuten. Ein Waschgang braucht 60 Liter, also fahre ich 3 Mal. Gut eine Stunde später ist auch die Sonne am Himmel und hat die Batterien etwas gefüllt. Also Motor an und Waschmaschine ein. Bis das Wasser aufgeheizt ist, läuft der Motor mit, damit die Batterien nicht gleich leer sind. Kurz vor Mittage ist die Wäsche gewaschen, die Wassertankanzeige wieder unter 50% und die Wäsche ist aufgehängt. Da wir im Lee der Insel liegen müssen wir mit Regenschauer rechnen, also wird die Wäsche unter dem Dach aufgehängt. Jetzt hat es kaum noch Platz für uns 2. Also Mittagessen machen. Nur etwas Kleines. Wir möchten ja noch ein Brot backen.

Um 1400 wir das Brot aufgesetzt. Radio aus, Kühlschrank aus, Computer aus, alles aus, damit wir genug Strom haben für die Backmaschine. Die erste halbe Stunde arbeitet die Maschine mit Strom aus den Solarpanelen und der Batterie, später beim Backvorgang läuft der Motor mit. Wir warten bis die Maschine soweit ist, denn wir dürfen den Moment wo sie anfängt zu backen nicht verpassen. Sie zieht dann über 100A aus den Batterien. Um 1415 zieht eine Wolke vor die Sonne. Reicht der Strom noch? Zur Vorsicht wir doch der Motor schon früher eingestellt. Schon bald riecht es gut aus dem Brotbackautomaten. Was machen wir noch? Wollen wir noch an den Strand für kurze Zeit? Wir waren ja heute noch nicht weg vom Schiff. Nein die Skipperfrau möchte noch etwas Zeit für sich und es wird bald eh dunkel. Also bleiben wir heute auf der Allure. Ich zwäng mich in die Flossen, spucke in die Taucherbrille, schnappe die Bürste und bin schon im Wasser. 1 Stunde schruppen, dann ist die Hälfte eines Rumpfes sauber.

Wir sitzen zusammen auf der Brücke und geniessen den Sonnenuntergang. Wir machen das fast immer, wenn wir die Sonne im Meer versinken sehen können. Zweisame Minuten beim Zuschauen. Und jedes Mal ist es ein bisschen anders. Kurz darauf fangen wir an mit den Nachtessen, Tischen usw. Wir essen wie gewohnt lieber etwas früher. So um 1800 ist uns das angenehm. Und wie der Znacht fertig ist, wird es auch Nacht. Noch schnell abwaschen und dann Kaffee machen. Während wir den Kaffee geniessen machen wir noch ein Spiel. Wie immer verliere ich im Backgammon.

Meist gehen wir bald nach 2100 ins Bett. Noch kurz den Motor laufen lassen, damit die Batterien bis Morgen durchhalten. Ja und dann ist schon wieder ein Montag vorbei. Vor dem Insbettgehen, Kühlschrank aus, Gefriertruhe  an die Zweitbatterie anschliessen, letzter Rundgang , alles OK, ab ins Bett.

Dienstag

Noch vor dem Frühstück schruppe ich die zweite Hälfte des Backbordrumpfes. Schruppen geht für Schwimmen und überhaupt am Morgen gleich ins Wasser ist wie Duschen und braucht erst noch kein Süsswasser. Ich rufe: „bin aus dem Wasser, WC darf wieder benützt werden!“ Wieder auf Deck schimpft man mit mir, weil ich alles Nass mache. Kicher, ein Boot muss doch nass sein. Das Frühstück ist fast fertig. Ich schmeisse noch den Grünabfall über Bord. Und dann geniessen wir das frische Brot von gestern. Übermorgen gehe ich wieder ein frisches Baguette holen wenn wir hier schon die Möglichkeit haben.

Das Schiff ist belegt mit Bettzeug. Gestern war eine heisse Nacht. Nein nicht was Du denkst es war einfach heiss und wir haben geschwitzt. Das Fenster war auch ein Spalt offen und wir haben nicht gemerkt, dass es kurz regnete. Also alles raus zum trocken. Zum Glück schein gerade die Sonne. Ist gut für die Batterien und für das Bettzeug.

Um 1000 laden wir den Anhänger ins Dinghi und fahren an Land. Wir wollen noch einkaufen um die Vorräte zu ergänzen. Bald sind wir ja wieder unterwegs und in der nächsten Bucht hat es keine Einkaufsmöglichkeit. Wir haben Glück, wir haben niedrig Wasser, so ist das Aussteigen einfacher.

Anhänger am Velo anbinden und dann losfahren. Einkaufen steht hier für Morgengymnastik. Im ersten Laden hat es nicht alles. Im zweiten hat es gar nichts, erst im dritten finden wir ein paar Sachen die wir brauchen können. Die Skipperfrau hat klare Vorstellungen was sie will. Der Skipper sagt kauf was du findest und brauchen kannst und nicht was du gerne möchtest. Als wir endlich das Wäggeli voll bepackt haben, radeln wir Richtung Post. Leider ist die Schlange vor der Post so lang, dass wir es nicht mehr schaffen werden. Gehen wir zurück oder warten wir? Wir gehen zurück, damit alles in den Kühlschrank kommt. Wenn wir zulange warten, ist das nicht gut in dieser Hitze. Also zurück.

Am Steg angekommen geht’s los. Starker Schwell, es ist eine Kunst in Dinghi zu gelangen mit allen Esswaren. Keiner und nichts ist ins Wasser gefallen. Dafür bockt der Anker, er will nicht raus. Also Anker fest an Land und zurück zum Schiff. Dort wird ausgeladen und eingebunkert. Währen der eine das erledigt, fährt der andere zurück um nach dem Anker zu tauchen. Endlich um 1400 gibt es eine Pause, aber nur eine kurze, denn wir wollen noch zurück zur Post. Und die schliesst ja um drei.

Tja der Dienstag ist nicht optimal gelaufen. Nicht alles eingekauft und nur die Post erledigt. Der Bankomat der wollte heute kein Geld ausspucken. Also Morgen Mittwoch gleiche Tour noch einmal.

Donnerstag

Ich stehe früher auf um 700 sollten die Baguettes im Landen sein. Wir schaffen das Frühstück nicht auf 800 wie üblich. Die Baguettes waren halt spät. (Die Wahrheit ist natürlich der Einkäufer wurde von einer Landschönheit aufgehalten. Aber das erzählen wir der Skipperfrau gewiss nicht.) Heute wollen wir für ca. 2 Stunden aus der Bucht Wasser machen. Das Trinkwasser für uns kommt immer vom Wassermacher. Selten kaufen wir und hier gibt es das sowieso nicht. Also Anker auf und ablegen. Gemütlich fahren wir aus der Bucht. Gleich ausserhalb können wir Segel setzen. Sobald wir tiefes Wasser erreichen wird der Wassermacher eingeschaltet. 2 Stunden sollten genügen. Und wenn der Sonnengott gnädig ist, können wir 1 Stunde aus der Batterie den Wassermacher betreiben.

Eine Welle, nur eine einzige überspült den Bug. Jetzt muss ich den Wassermacher putzen und trocknen. Der Wassermacher mag von aussen kein Salzwasser. Er ist ja dazu da von innen aus Salzwasser Süsswasser zu machen. Ja die Luke muss kurz offen sein, wenn ich den Wassermacher starte, denn das erste Wasser ist nur zum Spülen und es dauert ein bisschen bis es in den Trinkwassertank darf. Und so lange ist halt die Luke offen. Und heute hat das eine Welle gewusst.

3 Stunden später sind wir wieder zurück. Tank und Trinkwasserflaschen sind voll. Und es ist wieder Zeit für die Mittagspause. Wir sind uns einig, dass wir wieder einmal Internet brauchen, WhatsApp, E-Mail und die Aargauer Zeitung lesen. Also nach der Mittagspause ab ins Dorf. Wir haben den Kindern noch zu berichten und Freunde werden auch vernachlässigt. Im Internetkaffee bestellen wir etwas zu Trinken und 1 Std Internet. Nach 2 Stunden Internet sind wir halbwegs zufrieden und viel Geld los. Ob das Internet hier so langsam ist, damit die viel verdienen? Naja die Freunde haben Nachricht von uns, nur die Aargauer Zeitung, die haben wir nicht gelesen. Jetzt muss halt ohne uns Weltpolitik gemacht werden. Kurz vor dem dunkelwerden sind wir wieder am Schiff.

Freitag

Heue muss das Unterwasserschiff fertig geschruppt werden. Am Sontag wollen wir ja ablegen und am Samstag noch die Ausstellung anschauen. Blöd, die Ankersteuerung muss auch wieder geflickt werden. Irgendwie hat sie Wackelkontakt. Und das Achterdeck muss auch dringend geschruppt werden. Und die eine Badehose braucht eine neue Naht. Was machen wir zuerst? Der Morgen ist im nu gelaufen. Und am Nachmittag wollten wir doch zum Gemüsewagen. Der ist ja nur Freitags hier, nur dann können wir etwas frisches Gemüse und vielleicht Früchte einkaufen. Also ab ins Dinghi und an Land. Heute ist das Timing nicht ideal. Der kleine Steg ist schon überspült und der Grosse ist noch zu hoch oben. Also auf den Bug stehen und hochspringen. Die schönen Kleider sehen nach der Übung nicht mehr so schön aus. Warum können die hier keinen anständigen Landungssteg bauen. Wissen die nicht wie das geht? Etwas später kehren wir zurück mit einem Salat. Das hat es schon lange nicht mehr gegeben. Früchte haben wir keine gefunden, dafür einen Salat. Zum Glück für die Skipperfrau esse ich kaum Salat, also bekommt sie den kleinen für sich alleine. Wau wenn wir Gäste hätten die gerne Salat haben, dann bekäme jeder nur 1 Blatt. Wackelkontakt nicht geflickt, Achterschiff nicht geschruppt, so geht das nicht. Also jetzt aber schnell schnell noch vor dem Dunkelwerden schruppen. Natürlich die Skipperfrau meint, dass Achterdeck alleine genügt nicht, die Scheiben seien voller Salz und auch das Vordeck könnte geschruppt werden. Zum Glück geht die Sonne hier früh schlafen. Und das weiss doch jeder, im Dunkeln kann man kein Wackelkontakt flicken und noch viel weniger Vordeck schruppen.

Samstag

Vor dem Frühstück schruppe ich wie wild. Mein Frühsport. Mit Salzwasser abspritzen und dann fegen. Eine knappe Stunde und das Deck glänzt wieder. Nur die Scheiben, die sind immer noch Salzverkrustet. Aber alles kann man nicht haben. Das machen wir nach dem Frühstück. Und überhaupt, wir haben nicht genügend Süsswasser für solche Spässe. Kurz vor Mittag steigen wir ins Dinghi. Der Wassertank zeigt wieder weniger als 50%, dafür sind wir frisch geduscht und die Scheiben zeigen wieder perfekte Sicht nach draussen. Und wir wissen, was wir am Sonntagmorgen machen werden, Wasserholen geht für Busse tun. Nun die Ausstellung hat Spass gemacht. Wir beenden den Nachmittag im Internetkaffee und www.s-hit.ch wird wieder auf Vordermann gebracht. Jetzt steht wieder einmal für alle zu lesen, wie romantisch und schön doch das Seglerleben ist. Die Pensionierten haben es doch schön. Die ganze Woche nichts zu tun.

Sonntag

Nach dem Frühstück eine Stunden Wasserbunkern. Und dann sitzen wir auf die Fahrräder um die Stätte zu besuchen. Interessant, es ist wieder Sonntag und wir machen unseren Ausflug am Sonntag. Gewohnheit noch von früher? Hier können wir es ja machen, hier hat es so wenige Leute. Am Abend kommen wir zurück, Müde vom Radeln in der Hitze, aber glücklich wieder um ein schönes Erlebnis reicher.

One thought on “Wochenplan

  1. Silvia u Hansjörg Würmli

    Hoi Edith und Patrick,
    So einmal pro Woche schauen wir bei euch rein und diesmal waren wir überrascht über die vielen neuen Beiträge! Aber ist ja klar, dass ihr mehr Zeit habt als wenn ihr grad tagelang am Segeln seid. Für uns Landratten, die momentan das Abräumen des Gartens etc. unter der Nebeldecke geniessen (!), sind eure Berichte eine willkommene Abwechslung. Natürlich beneiden wir euch schon nur wegen des schönen Wetters. Dein Wochenbericht war super, auch scheint der Humor noch vorhanden zu sein, auch wenn die Hälfte der Zeit für Einkaufen, Waschen, Boot putzen, Strom machen etc. «draufgeht»! Die Fotos von den Galapagos Inseln sind super und das live erleben war sicher sehr eindrücklich. Zwischendurch wär mal ein Föteli vom Seebär und der Skipperin spanned! Würden wir euch noch erkennen??
    Also dann geniesst euer Abenteuer weiter und wir warten gespannt auf weitere interessante Geschichten. Soll ich euer Holcim-Samichlauspäckli (ja-ja das gibt’s noch!) «überebringe»???
    Macheds guet und härzlechi grüess us em Seetal,
    Silvia u Hansjörg

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